Aktuelles IT-Konzept läuft Ende des Jahres aus

Bild: Fehlender Baustein (CC0)
Die Stadt Dortmund hat mit dem Dortmunder Systemhaus (dosys.) einen eigenen IT-Dienstleister. Dieser erstellt ein IT-Rahmenkonzept, welches in regelmäßigen Abständen der Politik vorgelegt werden muss. Es umfasst u.a. eine Beschreibung des Status Quo der Dortmunder IT, Anforderungen an die zukünftige Ausrichtung der IT-Umgebung und Umsetzungsvorschläge für diese Anforderungen.
Das aktuelle IT-Konzept der Stadt Dortmund ist bis Ende 2015 gültig. Mit den Arbeiten für das weiterführende IT-Konzept, welches von 2016-2021 gültig sein wird, wird – nach Auskunft des dosys. – in diesem Jahr begonnen. Der Entwurf des neuen IT-Konzepts wird voraussichtlich nach der politischen Sommerpause vorgestellt und Ende diesen Jahres durch den Rat der Stadt Dortmund verabschiedet.
FOSS im aktuellen IT-Konzept
Gemäß des IT-Konzepts 2011-2015 werden bei der Stadt Dortmund beinahe ausschließlich proprietäre Softwarelösungen verwandt. Die […] städtische PC-Infrastruktur [wurde mit] […] einer Bestandsanalyse und Bewertung mit Unterstützung der Fa. Microsoft
[1] durchgeführt. Daher ist es nicht erstaunlich, dass Freie Software als Alternative nicht in Erwägung gezogen wurde. Schließlich basiert das Geschäftsmodell der Firma Microsoft vorrangig auf proprietärer Software.
In diesem Zusammenhang verwundert es ebenfalls nicht weiter, dass […] 2011 […] die Einsatzvoraussetzungen für die verwaltungsweite Umstellung (Migration) zu [Microsoft] Windows 7 und dessen Nachfolger [Microsoft] Windows 8 geschaffen [wurden].
[1]
Öffentlich ist bisher nicht bekannt, ob die Stadt Dortmund eine Ergänzung ihrer IT-Strategie vorsieht, um sich auf Freie Software auszurichten, und in Zukunft eine unabhängigere IT-Beratung erfolgen soll.
Strategische Überlegungen für das kommende IT-Konzept
Ein erster Schritt hin zu einer stärkeren Einbindung von FOSS in die IT der Stadt Dortmund könnte der Auftrag an das dosys. zur Gegenüberstellung von proprietärer und Freier Software im zukünftigen IT-Konzept sein. Zu begrüßen wäre an dieser Stelle eine Begleitung durch zivilgesellschaftliche und gewerkschaftliche Akteure. Die Aspekte Kosten, Sicherheit, Datenschutz, Transparenz und Mitbestimmung halten wir im Rahmen einer solchen Gegenüberstellung für besonders bedeutend.
Wer Einsicht in das aktuelle IT-Konzept nehmen möchte, kann dies hier tun:
- [1] dosys. – „IT-Konzept Stadt Dortmund 2011-2015“ (Stand 01.11.2011), S. 37

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Ein sportliches Projekt, wenn man sich die IT-Infrastruktur ansieht. Wissen Sie eigentlich, was Sie erwartet? Grundsätzlich sollte man das Projekt jedoch positiv bewerten. Transparenz und Berechenbarkeit sind gute Freunde der Demokratie. Nur ist das vielen Bürgern leider ziemlich schnuppe geworden.
Strategisch würde ich eine sehr sanfte Migration vorschlagen – nicht zuviel wagen. Änderungen sind im Arbeitsleben, wo Zeitknappheit und hohe Arbeitsdichte herrscht, immer unwillkommen. Und Linux ist im Zweifel an allem schuld.
VORBEREITUNG
Zuerst sollte eine Zentralisierung stattfinden: möglichst wenig Programme auf PCs, möglichst viele auf (Terminal-)Server. Selbst ohne Open Source Software wird sicher schon dadurch erheblicher Administrationsaufwand eingespart.
LINUX STATT WINDOWS
In einem ersten Schritt in Richtung FOSS könnte man dann durch den Einsatz von Linux-Terminals anstelle von PC bereits Windows-Lizenzen einsparen ohne den Mitarbeitern zuviel zumuten zu müssen. Microsoft hat aber vorgesorgt, denn die Erfindung der „Zugriffslizenzen“ wird weiterhin Geld nach Redmond pumpen.
OPEN OFFICE STATT MICROSOFT OFFICE
Die Ablösung von Office auf den Terminalservern ist das nächste Mammut-Projekt. Dabei muss zuerst die Zusammenarbeit mit den Fachanwendungen geklärt werden. Inzwischen ist man aber auch in diesem Markt recht offen gegenüber FOSS.
OFFENE TERMINALSERVER
In einem weiteren Schritt könnte man versuchen, die zentrale Infrastruktur auf FOSS umzustellen. WINE als Hilfe für Fachverfahren ist sicher inzwischen ein guter Versuchsaufbau. Terminalserver für Linux, die zuverlässig funktionieren, sind aber noch Mangelware. Hersteller von Fachanwendungen verweigern übrigens üblicherweise jeden Support, wenn ihre Anwendung nicht unter Windows läuft.
DIE LIEBEN FACHVERFAHREN
Dann beginnt der schwierigste Part: die Umstellung der Fachanwendungen. Hierbei sind sogar renommierte Projekte wie LIMUX fast gescheitert. Grund ist, dass für manche Anwendungen (Bundesdruckerei, Finanzamt) schlichtweg Programme vorgeschrieben sind, die es nur für Windows gibt. Die Mühe lohnt sich aber: fast ein Viertel *aller* IT-Kosten einer Kommune sind die Wartungskosten für Fachanwendungen. Dagegen nehmen sich die Lizenzen für Windows und Office extrem sparsam aus.
VOM SCHEITERN
Rechnen Sie aber damit, dass Sie die Umstellung nicht oder nicht vollständig schaffen werden. Seien Sie nicht zu ehrgeizig. Jeder Schritt hilft. Aber wo das Angebot fehlt, kann man wenig tun. Letzte Alternativen wäre hier der Ersatz von Fachverfahren durch a) (Open)Office-Anwendungen, b) (externe) Webverfahren oder c) eigene (FOSS-)Programme.
DIE VIERTE GEWALT
Und rechnen Sie mit den Medien! Sie werden von allen Seiten angeschossen werden, die sich davon persönliche Erfolge versprechen. Transparenz, Freiheit, Offenheit kann man nicht essen, fahren oder tragen. Daher werden diese Werte angesichts der zu erwartenden Probleme schnell in Vergessenheit geraten.
Hierzulande gilt: der Innovative ist immer schuldig, denn er zeigt die Schwäche der Veränderung!
Frank Werner
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